Zysten im Auge

Zysten im Auge

Einleitung

Zysten können sich jederzeit in allen Geweben unseres Körpers bilden. Es handelt sich, einfach ausgedrückt, um kleine Hohlräume, die mit Flüssigkeit oder auch anderen Substanzen angefüllt sind. Im Bereich der Augen haben sie auf jeden Fall eine kosmetische Bedeutung und können dort durchaus mechanisch Probleme machen. Die meisten Zysten im Auge sind eigentlich eher harmlos. Doch wenn sie am Auge das Sehvermögen und andere Funktionen beeinträchtigen, ist eine Behandlung unumgänglich.

Was sind Zysten?

Das griechische Wort „kystis“ bedeutet Blase. Davon abgeleitet ist eine Zyste eine Blase, die unterschiedlich gefüllt sein kann, zum Beispiel mit:

  • Blut
  • Eiter
  • Gewebebestandteilen
  • Schleim
  • Talg

Aus dem medizinischen Blickwinkel sind Zysten meistens eher harmlos. Doch im Gesicht können solche Blasen schon recht entstellend wirken und erzeugen schon deshalb bei den betroffenen Personen einen nicht unerheblichen Leidensdruck.

Zysten im Auge werden in Inklusions- und Retentionszysten eingeteilt

Die häufiger auftretenden Inklusionszysten umschliessen Gewebe. Retentionszysten entstehen dagegen durch Aufsaugen von Flüssigkeiten, zum Beispiel Tränenflüssigkeit. Im Umfeld der Augen ist zur Einordnung der Zyste ihre Positionierung entscheidend, da sie in der Bindehaut, am Augenlid, in der Iris oder in einer Tränendrüse vorkommen kann.

Inklusionszysten

Inklusion kann als Einschliessung übersetzt werden und eingeschlossen wird in diesem Fall Gewebe. Das passiert zum Beispiel nach Verletzungen beziehungsweise Vernarbungen. Aber auch eine genetische Disposition kann zu derartiger Zystenbildung führen.

Retentionszysten

Bei einer Retention wird eine Substanz aufgrund einer Funktionsstörung zurückgehalten. Bestimmte Stoffe können in diesem Fall nicht auf die vorgesehene, natürliche Weise abgesondert werden. Im Bereich des Auges ist es oftmals Tränenflüssigkeit, die in einer Retentionszyste zurückgehalten wird.

Dermoidzysten

Hierbei handelt es sich um gutartige orbitale Tumore aufgrund einer embryonalen Fehlentwicklung. Diese Zystenart ist also angeboren und tritt häufiger bei Kindern bis zum zehnten Lebensjahr auf. Bei augenärztlichen Untersuchungen sind diese eher glatten Zysten meistens in der Orbita, also im Bereich der oberen, äusseren Augenhöhle nahe der Augenbrauen zu finden. Um Zysten diagnostizieren zu können, die sich tiefer im Gewebe gebildet haben, braucht es in der Regel eine CT-Untersuchung.

Solche sehr langsam wachsenden Dermoidzysten enthalten oftmals noch aus der Embryonalzeit herrührendes Gewebe wie Schweissdrüsen oder Haare. Sie werden überhaupt erst bemerkt, wenn das Kind über Beschwerden wie Doppelbilder (Diplopie) klagt oder gar ein Augapfel leicht hervortritt. Grössere Dermoidzysten führen manchmal zu einer mechanischen Ptosis, die sich durch ein Herabhängen (teilweise oder vollständig) eines oder sogar beider Augenlider äussert.

Kleine Dermoidzysten, die gar keine Beschwerden verursachen, brauchen nicht behandelt zu werden. Grössere Zysten können aber aufplatzen, wodurch sich der Zysteninhalt ins Auge ergiesst. Die Folgen können Entzündungen und drastische Einschränkungen des Sehvermögens sein. Eine chirurgische Entfernung ist zu empfehlen. Als mögliche Komplikationen können dadurch Entzündungen auftreten, insbesondere dann, wenn die Zyste vielleicht nicht vollständig entfernt wurde. Zudem kann sich auch mal eine orbitokutane Fistel bilden.

Bindehautzysten

Das sind in der Regel harmlose Ansammlungen von Flüssigkeiten in der Bindehaut. Sie entstehen oft nach Verletzungen, aber auch postoperativ und machen sich gern als Fremdkörpergefühl auf dem Auge bemerkbar. Solch eine Zyste gleicht einem Pickel, den der Arzt einfach aufsticht. Bei erneuter Bildung ist ein kleiner operativer Eingriff nötig, eine Routineoperation unter lokaler Betäubung.

Besonders grosse Zysten können den Lidschluss erheblich behindern, was in der Folge den Tränenfilm unterbricht und zur Austrocknung des Auges führen kann. Bemerkbar macht sich das dann als Reizung wie eine Rötung, ein Juckreiz oder sogar starkes Brennen. Wenn die Bindehautzyste keine Beschwerden verursacht, kann man sie auch unbehandelt lassen, allerdings, sollte die Diagnose wirklich gesichert sein. Bei nur leichten Beschwerden kommen Befeuchtungstropfen zur Anwendung, gegebenenfalls sollten diese aber über einen begrenzten Zeitraum kortisonhaltig sein.

Iriszysten

Auch im Pigment oder in der Epithelschicht der Iris können sich mit Flüssigkeit angefüllte Bläschen bilden, ebenfalls aufgrund von Verletzungen, genetischen Faktoren oder Arzneimitteln wie miotische (pupillenverengende) Augentropfen. Selbstverständlich sind sporadische Bildungen von Iriszysten möglich. Ihre Diagnose erfolgt meistens mit der Spaltlampe und/oder unterstützend mit Ultraschall-Aufnahmen. Die Iriszyste sitzt übrigens oftmals im Stroma oder im Pigmentblatt.

Eine unscharfe Sicht, Lichtempfindlichkeit und Schmerzen sind oft die ersten Symptome einer Iriszyste. Gerade bei grösseren Exemplaren kommt es zu Augenschmerzen, hoher Licht- und Blendempfindlichkeit und zu unscharfem Sehen, wobei oftmals ein kleiner Fleck wahrgenommen wird. Eine wichtige Aufgabe des Augenarztes ist es dabei, die mögliche Iriszyste von anderen Augenkrankheiten abzugrenzen.

Wenn die vermeintliche Zyste eine dunkelbraune oder schwarze Färbung aufweist, könnte es sich um ein Melanom handeln, also um schwarzen Hautkrebs. So etwas wird zum Beispiel bei einer Routinekontrolle durch einen Spezialisten erkannt, daher sind regelmässige Augenkontrollen so wichtig. An dieser Stelle soll durchaus herausgestellt werden, dass so eine Iriszyste mit einer Vielzahl von Komplikationen verbunden sein kann und daher unbedingt rechtzeitig dem Augenarzt vorgeführt werden sollte. In Abhängigkeit von ihrer Grösse und Position könnte so eine Iriszyste zu bleibenden Augenschäden führen.

Da wären zum Beispiel:

  • ein massiver Anstieg des Augendrucks aufgrund eines Grünen Stars (Winkelblock-Glaukom)
  • eine vermehrte Pigmentfreisetzung in der Iris (das sogenannte Iris-Dispersions-Syndrom)
  • Entzündungen
  • Grauer Star (Katarakt)
  • Verschiebung der Linse

Die Prognose ist bei einer Iriszyste im Allgemeinen recht gut, was man schon daran sieht, dass stabile, beschwerdelose Iriszysten nicht einmal behandelt werden müssen. Erst wenn diese das Sehvermögen beeinträchtigen, sollten sie natürlich im Interesse des Betroffenen entfernt werden. Dazu gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

  1. Photokoagulation mithilfe eines Argon-Lasers
  2. Punktieren und anschliessendes Einspritzen eines sklerosierenden Mittels

Bei dem zweiten Verfahren kommt es seltener zum Wiederauftreten einer Zyste. In manchen Fällen ist es tatsächlich notwendig, die gesamte Zyste chirurgisch zu entfernen, wobei diese Option sehr selten zur Anwendung kommt, da dabei eine Schädigung des Auges nicht ausgeschlossen werden kann.

Talgretentionszysten

Durch Verstopfung blockierte Talgdrüsen sind in aller Regel die Ursache für die Entstehung von Talgretentionszysten, die gern mal mit einem Gerstenkorn verwechselt werden, wobei Letzteres aber eine entzündliche Verdickung ist, die meistens mit ziemlichen Schmerzen und mit Rötungen verbunden ist. Bei der Talgretentionszyste handelt es sich um eine eher harmlose, eingekapselte Talgansammlung, die sehr oft als Knoten in Erscheinung tritt.

Der Talg, der eigentlich dazu da ist, die Haut einzufetten, sammelt sich bei dieser Art der Zyste langsam und stetig im Gewebe an. Da die Zyste keine Öffnung oder „Sollbruchstelle“ hat, nützt es wenig, sie wie einen Pickel ausdrücken zu wollen. Wie bei den anderen Varianten kann auch die Talgretentionszyste im Gesicht zu einem kosmetischen Problem heranreifen, mehr noch, es kann dadurch ein unangenehmes Druckgefühl oder Spannen der Haut entstehen und sogar die Sicht kann dadurch eingeschränkt werden.

Wegen der Lage der Talgretentionszysten so dicht am Auge ist der Augenarzt auf jeden Fall der richtige Ansprechpartner für eine Behandlung beziehungsweise Entfernung. Je nach Grösse der Zyste wird dazu eine Lokalanästhesie eingeleitet oder eben nicht. Mithilfe eines kleinen Einschnitts kann die Zyste dann ausgeleert werden.

Schweissretentionszysten

Sie ähneln durchaus den Talgzysten, wenngleich sie etwas „ballonartig“ erscheinen, vielleicht ein bisschen vergleichbar mit einer Wasserblase. Einzelne, bereits zystenförmige Schweissdrüsen können sich abkapseln mit der Folge, dass sich Schweiss unter der Haut ansammelt, ohne sich nach aussen hin entleeren zu können.

In diesem Fall füllt sich die kleine Blase nach und nach an. Zwar lässt sich eine solche Wasserzyste mithilfe einer sterilen Kanüle entleeren, aber dadurch verschwindet sie ja nicht. Erst wenn der Augenarzt die Gewebehülle der Zyste vollständig entfernt, ist wirklich Schluss damit. Wer hier selbst aktiv wird, zum Beispiel mit einer Nadel, kann sich schnell eine böse Infektion einhandeln.

Hirsekorn oder Griesskorn

Es handelt sich dabei um fast weisse Kügelchen, die in etwa die Grösse eines Stecknadelkopfes haben. Sie können im Umfeld der Augen, aber auch anderswo im Gesicht auftreten. Ursache für ihre Entstehung ist zum einen eine genetische Veranlagung, zum anderen kommen immer wieder fetthaltige Gesichtspflegeprodukte in Betracht.

Dabei werden abgestorbene Hautzellen in einer Pore eingeschlossen, wo dann auch noch eine Vermischung mit Talg passiert, die schliesslich zur Verhornung führt. Daher wirken Grieskörner wie harte Pickel. Reinigungsmassnahmen wie Peelings helfen da wenig, weil es eben keine hygienische Ursache ist, die zur Entstehung eines Grieskorns führt. Zu dessen Entfernung wird der Augenarzt das Korn erst anritzen und dann ausdrucken.

Tränendrüsenzysten

Dakryops ist eine andere gängige Bezeichnung für die Tränendrüsenzyste, die vor allem in afrikanischen Ländern häufiger anzutreffen ist. Dacryops sind meistens einseitige Zysten der Tränengänge oder der Tränendrüse, die häufiger bei jungen Erwachsenen auftreten. Besonders oft sind davon jugendliche Frauen betroffen.

Die Ursache für deren Bildung sind zum Beispiel Entzündungen oder Narbenbildungen, zum Beispiel durch das blasenbildende okuläre Pemphigoid, Augenverätzungen oder durch ein Trachom. Letzteres wird bakteriell von Chlamydia trachomatis ausgelöst, kommt vornehmlich in Afrika vor und führt in schweren Fällen zu Erblindung.

Eine deutliche Schwellung des Augenlids ist ein typisches Symptom für die Tränendrüsenzyste. Leichte Schmerzen beziehungsweise ein Druckgefühl gesellen sich dazu, oft entzünden sich diese Zysten im nächsten Stadium. Ihre Vergrösserung schreitet recht langsam voran. Wenn eine entsprechende Grösse erreicht wurde, können diese äusserlichen Symptome in Erscheinung treten:

  • Hängendes Augenlid (Ptosis)
  • Hervortreten des Augapfels (Proptosis)
  • Absinken des Augapfels (Hypoglobus)

Tränendrüsenzysten sind meistens gutartig, sollten aber unbedingt behandelt werden, falls sie Beschwerden verursachen. Behandlung bedeutet hier in aller Regel die chirurgische Entfernung. Dabei muss der Spezialist unbedingt darauf achten, dass die Tränenkanäle intakt bleiben. Zwar könnte man auch einfach nur die in der Zyste enthaltene Flüssigkeit abziehen, doch der Erfolg ist in diesem Fall nur von kurzer Dauer.

Zusammenfassung

Zysten können überall in und auf unserem Körper auftreten, so gibt es natürlich auch Zysten im Auge, was zunächst einmal kein grosser Grund zur Sorge ist. Zysten im Auge sind meistens harmlos, also nicht unbedingt behandlungsbedürftig, zumindest solange sie asymptomatisch bleiben.

Ab einer bestimmten Grösse verursachen sie aber, je nach ihrer Position, Beschwerden und sind kosmetisch relevant. In manchen Fällen ist daher ein kleiner operativer Eingriff nicht zu umgehen. Bei Schmerzen, hängendem Lid oder beeinträchtigtem Sehvermögen sollte sich der Betroffene zur Abklärung unbedingt vertrauensvoll an einen Augenfacharzt wenden, um mögliche Folgeschäden zu verhindern.

Menü schliessen